Was ich durchs Comiczeichnen gelernt habe
Im
März/April diesen Jahres habe ich begonnen meine Geschichte "Castaway"
als Comic umzusetzen. Diese Geschichte und ihre Charaktere liegen mir mehr am
Herzen, als irgendeine andere Geschichte, die ich jemals geschrieben habe. Sie
begleitet mich schon sehr lang, im Herbst 2004 entstanden die ersten Ideen
dazu. Quasi in der Silvesternacht von 2004 auf 2005 entstanden die ersten
Zeilen der Geschichte und auch die erste Zeichnung.
Ich
kenne die Charaktere jetzt schon so lange, durfte ihnen dabei zusehen, wie sie
sich entwickelt haben und sie dabei immer, immer besser kennen lernen. Ich weiß
gar nicht, warum ich eigentlich auf die Idee kam, die Geschichte als Comic
umsetzten - vielleicht, weil es zu schwierig werden dürfte sie verfilmen zu
lassen und ich dennoch gerne etwas mehr in Bildern erzählen würde, als es mir
mit reinen Illustrationen möglich wäre.
Nur
das Problem war, dass ich wahnsinnige Angst hatte - gerade weil mir dieses
Projekt so wichtig ist - dass es schlecht werden würde und dass ich es nicht
schaffen würde, meinen Charakteren und ihrer Geschichte gerecht zu werden (Um
ehrlich zu sein, habe ich diese Angst immer noch). Erfahrung im Comiczeichnen
hatte ich auch keine. Sollte ich mich da wirklich ran wagen? Gleichzeitig
dachte ich mir, dass ich irgendwo ja mal anfangen muss. Also habe ich genau das getan.
Die
ersten Seiten hätte ich am liebsten einfach direkt wieder in den Papierkorb
geworfen oder gleich verbrannt - nicht nur musste ich feststellen, dass in
Bildern zu erzählen wesentlich schwieriger ist, als in Worten (wer hat gleich
nochmal gesagt, ein Bild würde mehr als tausend Worte sagen? So ein Lügner!),
auch musste ich mir eingestehen, dass meine zeichnerischen Fähigkeiten sehr
limitiert sind. Das kommt nämlich davon, wenn man sich nie aus seiner
Komfortzone heraus bewegt (und zu wenig übt). Perspektive, was ist das? Kann
man das essen? Wie zeichnet man fließendes Wasser? Ist es überhaupt möglich ein
und den gleichen Charakter wiederholt so darzustellen, dass er immer gleich
aussieht und man ihn auch wieder erkennt? Wie stelle ich diese Bewegung dar?
Wie zeige ich dies und jenes/Stelle dies und jenes dar? Wo lernt man, wie man
Panels am besten aufteilt? Und wie groß müssen überhaupt Sprechblasen sein?
Gebäude, Tiere, alte Menschen, Kinder, Gras, Wetter, Technik, Landschaft... da
sind so, so viele Dinge, die ich überhaupt nicht zeichnen kann.
Das
Problem ist, dass man anders als bei einer einzelnen Illustration keine
Möglichkeit hat, sich vor diesen Dingen zu drücken. Man kommt gar nicht drum
herum Hände, Füße, Schuhe und Gebäude zu zeichnen. Ganz besonders dann nicht,
wenn man bereits die Geschichte zum Comic geschrieben hat und da jede Menge der
genannten Elemente vorkommen.
Ein
weiteres großes Problem sind auch
miteinander interagierende Charaktere - besonders, wenn es mehr, als zwei sind.
Und zwei sind schon schwierig genug. Und das kann man ebenfalls schlecht
vermeiden.
Ich
bin jetzt nicht mit großen Erwartungen an den Comic heran gegangen - dennoch
war ich von mir selbst enttäuscht. Ich hatte das Gefühl wieder ganz von vorne
mit dem Zeichnen anzufangen und hätte am liebsten direkt wieder aufgegeben. Es
entstand erst mal eine ganz lange Pause, in der ich zuerst wenig, später dann
gar nichts mehr gezeichnet habe - weder am Comic, noch an anderen Projekten.
Wie
immer hat mich irgendwann dann doch wieder die Sucht nach dem Zeichnen gepackt
und neue Inspiration kam wieder von selbst. Was mich überraschte war, wie sehr
ich mich nach dieser Pause verbessert hatte. Und mir ist klar geworden, wie
viel ich dabei lerne mich selbst so an meine Grenzen zu bringen.
Ich
glaube manchmal muss man sich selbst auch daran erinnern, dass man nicht auf
die Welt kommt und Dinge einfach kann. Alles muss erst einmal gelernt werden.
Auch all die Dinge, die ich heute richtig gut zeichnen kann, musste ich erst
einmal lernen.
Ein
weiterer positiver Aspekt dabei die Geschichte als Comic umzusetzen ist, dass
ich so nochmal mit einem ganz anderen Blick auf meinen bisherigen Roman schaue.
Beim weiterschreiben und überarbeiten hat mir das nun echt geholfen mich zu
verbessern.
Das
zeichnen an der Comic-Adaption von Castaway ist eine der meist bereichernden
Erfahrungen, die ich 2016 gemacht habe. Ich freue mich unglaublich weiter zu
zeichnen und bin wahnsinnig gespannt darauf, wie sich alles entwickeln wird.
Besonders in wie weit sich die Comicversion von der Romanversion noch
unterscheiden wird.
Ich
freue mich jedes Mal, wie ein kleines Kind an Weihnachten, wenn es einen neuen
Favoriteneintrag, Kommentar oder eine Nachricht zu meinem Comic gibt. Das
motiviert unheimlich und ich freue mich ganz wahnsinnig darüber, wenn jemand
meine Charaktere mag oder sich sogar mit Ihnen identifizieren kann.
Den
Comic könnt ihr auf Animexx in Deutsch lesen.
Oder
hier auf Tapastic in Englisch.
Ich finde es schön, dass du dich an dieses große Projekt gewagt hast - und vor allem, dass dich deine Pause dazu gebracht hat, es mit noch mehr Schwung anzugehen.
AntwortenLöschenManchmal braucht man diese Phasen, in denen man nicht schreibt/zeichnet/liest einfach, damit es einem danach nur noch mehr Freude bereitet. <3
Oh ja, das stimmt! :)
LöschenIch hoffe, dass ich es irgendwann noch schaffe nicht mehr immer gleich so mutlos zu sein, wenn es mal nicht klappt und alles hinschmeißen zu wollen.